16
Jan
10

Tübingen schüttelt sich

Geschütteltes rührt uns

Er macht, (ihm ist kein Reim zu schlecht)
Aus allem einen Schleim zurecht.

Schüttelreimte einmal in einer seiner besseren Stunden der Schriftsteller Hans Krailsheimer. Von Doktor Hans Wacker kann man das so nicht sagen. Er äußert sich, im Bürgersprachrohr des Tagblatts, seit langen Jahren in Schüttelreimform. Jetzt hat er sich dem Besen der Familie Brenner in der Haaggasse hingegeben. Mit sehr respektablem Ergebnis:

Es schätzt, wer Anton Brenner kennt,
den Schnaps, den dieser Kenner brennt.

Dem kann der Stammtisch Unser Huhn (Papstgaststätte, Wirt Ahmet) als alter Schnapstrinker nur beitreten. Insgesamt fünfzehn Stücke hat Doktor Wacker sich abgeschüttelt. Wir hegen den ernsthaften Wunsch, einmal mit Doktor Wacker einen Brennerschen Schnaps zu trinken. Vielleicht fällt für die Papstgaststätte auch ein Schüttelreim ab.

Guido von Posematzky A.D.R. hat gesagt: Der Schüttelreim ist der Aristokrat der Reimgeschlechter. In dem exklusiven Zirkel derer, die schüttelreimen können, wurde die Frage diskutiert, ob Goethe den zweiten Teil des Faust in Schüttelreimen ausklingen lassen. Auch Tübingen hat einige der Aristokratendiener beherbergt. Beispiele: der Philosoph Wilhelm Weischedel war Schüttelreimer, hat etwa „Lotte in Weimar“ travestiert. Der Philologe Hildebrecht Hommel, Nachfolger von Otto Weinreich und Begründer der Zeitschrift Spudasmata, konnte Reime schütteln.

Natürlich wurde auch in der Zeitschrift „Unser Huhn“ der Schüttelreim ausgiebig gewürdigt. Der Lieblingsschüttelreimer des Stammtischs Unser Huhn heißt Franz Mittler. Von ihm stammt der Vierzeiler

Kreuzfahrt

Der Gast verfolgte bis aufs Schiffsdeck
Die Fliege, die ihm schiss aufs Biffsdeck

Worauf er ganz erbost rief:
Ich will ein unbekacktes Roastbeef!

Wegen unserer innigen Beziehung zu Papst Benedikt XVI. und der gleichnamigen Papstgaststätte (Tübingen, Europaplatz) bringen wir hier den letzten Teil seiner Schüttelreimgeschichte an:

Der Wiener Tannhäuser

Vergebung gibt’s in Rom für feine Sünden
Dort wird er’s sicher auch für seine finden!

Drauf zieht er hin nach Rom mit bloßen Füßen,
die Tränen, die um ihn geflossen, büßen.

Auf dem Balkon schon zeigt sich grad der Papst,
Als ihm den Pilgerstab ein Pater krapst!

Da wird ihm gleich die ganze Reu und Buß‘ fad,
Er fährt nach Haus und nimmt ein warmes Fußbad.


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Unser Huhn

tempus fugit

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